Vitrektomie

Erkrankungen der Netzhautmitte (Makula) und deren Behandlung durch Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie).

  • EINLEITUNG

    Eine mechanische Beeinträchtigung der Netzhautmitte kann am Auge zu einer Einbusse an Sehschärfe und einer Störung des beidäugigen Sehens führen. Dabei ist das Hauptproblem:

    • eine Narbengewebsschicht (Membran) auf der Netzhautmitte mit Verziehung der Sinneszellen der Netzhaut
    • ein Loch in der Netzhautmitte (Makulaloch)
    • störende Glaskörpertrübungen, welche die Sicht beeinträchtigen
    • eine Entzündung mit Schwellung der Netzhautmitte (Makulaödem)


    Ziel der Operation ist es, störende Trübungen und mechanische Störfaktoren für das Sehen zu entfernen.

  • BEHANDLUNG

    Mit der Entfernung des Glaskörpers können wir alle mechanischen Faktoren und optisch störenden Trübungen von der Netzhaut wegnehmen. Eine Verbesserung der Sehfunktion kann aber nur dann erreicht werden, wenn die Struktur der Netzhaut noch nicht irreversibel geschädigt ist und sich langfristig erholen kann. Dies kann bis zu mehr als einem Jahr dauern. Ohne Behandlung ist eine Sehverbesserung in absehbarer Zeit nicht zu erwarten, vermutlich wird es sogar zu einer weiteren Verschlechterung der Sehfunktion kommen, wenn das Auge nicht operiert wird.

    Der Glaskörper, der seine Stützfunktion im Lauf des Lebens verloren hat, aber mitverantwortlich ist für die Sehstörungen, wird aus dem Auge entfernt und ersetzt. Der Ersatz ist meist eine Luft oder Gasfüllung, die innerhalb vierzehn Tagen nach der Operation vom Körper aufgenommen und durch eine neu gebildete Flüssigkeit ersetzt wird.

  • PROBLEME

    Wie gut die Sehschärfe nach der Operation werden kann, ist nicht vorherzusagen. Die Sehschärfe ist innerhalb der ersten vierzehn Tage nach der Operation auf die Wahrnehmung von Lichtschein und Bewegungen reduziert und erholt sich danach in der Regel rasch auf die Sehschärfe vor der Operation. Die für das Auge bestmögliche Sehschärfe wird möglicherweise jedoch erst ein Jahr nach der Operation erreicht. Auch wenn wir auf eine Besserung der Sehschärfe hoffen, wird die Operation im Wesentlichen durchgeführt, um die Netzhautsituation zu stabilisieren und eine weitere Sehverschlechterung zu verhindern.

    Wenn der Patient nicht bereits eine Kunstlinse hat, führt die Entfernung des Glaskörpers vermutlich innerhalb 6 Monaten nach der Operation zur Entstehung oder dem Fortschreiten einer Linsentrübung (Grauer Star). Wenn dieser optisch störend wird, kann er operiert werden.

    In den ersten Tagen nach der Operation können Schwankungen des Augendruckes auftreten, die dann behandelt werden müssen. Sollte es zu einer Nachblutung kommen, bedeutet dies eine verzögerte Erholung der Sehschärfe.

    Fast immer ist die Entfernung des Glaskörpers ohne grössere oder unabsehbare Probleme möglich. Die Stabilität der Netzhaut wird nicht gefährdet. Trotzdem entdeckt man am Ende der Operation gelegentlich Einrisse in der Netzhaut, die mit Kälte oder Laser behandelt werden, da sie sonst später eine Netzhautablösung verursachen könnten. Aber auch sekundär kommt es in ca. 3-5% der Fälle, meist innerhalb 4 Wochen postoperativ, zu einem Einreissen der Netzhaut und einer Netzhautablösung, die dann rasch operiert werden muss. Wenn die Netzhaut nicht stabil genug ist, ist in seltenen Fällen der Ersatz des Glaskörpers durch Silikonöl erforderlich, um die Netzhautstabilität nach der Operation sicherzustellen. In diesem Fall ist eine spätere, zweite Operation zur Entfernung des Silikonöls erforderlich.

    Postoperativ ist das Auge in den ersten Tagen sehr empfindlich, aber der Eingriff ist nicht sehr schmerzhaft. Das Auge benötigt jedoch Ruhe und körperliche Anstrengungen sollten für einige Tage vermeiden werden. Weshalb wir den Eingriff nicht ambulant durchführen, sondern eine eintägige stationäre Behandlung anraten. Mit einer Luft- oder Gasfüllung darf man für ca. 8 Tage nicht in Höhen über 800 m.ü.M., was für die Planung der Heimreise berücksichtigt werden sollte.

  • KOMPLIKATIONEN

    Eine postoperativ auftretende Netzhautablösung (bei etwa jedem 30. Patienten) ist die häufigste und wichtigste Komplikation. Eine kleinere Blutung kann zu einer verzögerten Erholung des Sehens führen, macht aber sonst meist keine Probleme. Eine schwere Blutung, Infektion, Sehverschlechterung oder sogar ein weiterer Verlust der Sehkraft oder des Auges sind extrem selten (weniger als 1:1000), jedoch grundsätzlich möglich. Kommt es zu einer der genannten Komplikationen, ist meist eine erneute Operation erforderlich, um trotzdem ein möglichst gutes Ergebnis zu erreichen. Wir schätzen das Risiko einer Verschlechterung bzw. eines Verlustes der Sehfunktion ohne Operation jedoch grösser ein als das Operationsrisiko.