Netzhautablösung

Die Netzhautablösung (medizinisch Amotio/Ablatio retinae) ist ein Krankheitsbild, bei welchem sich der innere Teil der Netzhaut mit den Sehzellen von der darunter liegenden Schicht (retinales Pigmentepithel) ablöst.

Über das retinale Pigmentepithel wird ein Grossteil der Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, sowie Stoffwechselendprodukte abtransportiert.
Im Fall einer Netzhautablösung ist die Versorgung der Netzhaut nicht mehr ausreichend sichergestellt, sodass diese unbehandelt zur Erblindung des Auges führen kann, da die Netzhaut (vor allem die Photorezeptoren) verkümmert. Deshalb handelt es sich bei einer Netzhautablösung um eine relative Notfallsituation, welche eine rasche augenärztliche Behandlung (meist eine Operation) erforderlich macht.

  • Einteilung, Risikofaktoren
    Netzhautablösung im oberen Bereich der Netzhaut

    Die Häufigkeit einer Netzhautablösung beträgt ca. 1 Person pro 10’000 Personen pro Jahr. Die Netzhautablösung tritt gehäuft zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf, was mit einer (natürlicherweise dann oft vorkommenden) hinteren Glaskörper-Abhebung, aber auch mit der Operation des Grauen Stars zusammenfällt.

    Einteilung:

    Rissbedingte Netzhautablösung (Rhegmatogene Amotio retinae):

    Dies ist die häufigste Unterform einer Netzhautablösung. Durch eine feste Anheftung bzw. Zug des Glaskörpers können Risse oder Löcher in der Netzhaut entstehen, durch welche Flüssigkeit unter die Netzhaut gelangen kann. Die Netzhautablösung beginnt meist in den äusseren Bereichen der Netzhaut und kann innerhalb von Stunden oder Tagen bis in das Sehzentrum voranschreiten.
    Risikofaktoren für eine rissbedingte Netzhautablösung:

    • Kurzsichtigkeit: kurzsichtige Augen sind im Regelfall länger als normalsichtige Augen und weisen vermehrt Schwachstellen, Risse und Löcher auf.
    • Vorhergehende Augenoperationen (z.B. Operation des grauen Stars)
    • Angeborene oder erworbene Schwachstellen der Netzhaut
    • Systemische Bindegewebserkrankungen (z.B. Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom)
    • Verletzungen des Auges
    • Netzhautablösung am anderen Auge
    • Familiär gehäuftes Auftreten von Netzhautablösungen

     

    Zugbedingte Netzhautablösung (Traktive Amotio retinae):

    Bei einigen Erkrankungen (z.B. Diabetes, Gefässverschlüsse, Entzündungen) können sich auf der Netzhautoberfläche oder unter der Netzhaut Bindegewebsmembranen ausbilden. Wenn diese Membranen sich zusammenziehen, kommt es zum Zug auf die Netzhaut, die sich dadurch vom retinalen Pigmentepithel ablösen.

    Wässrige Netzhautablösung (Seröse Amotio retinae):

    Bei dieser Unterform kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung zwischen der Netzhaut und dem Pigmentepithel ohne mechanische Ursache. Ursachen hierfür können z.B. Entzündungen oder Tumoren sein.

  • Symptome

    Eine Netzhautablösung ist schmerzlos und macht sich durch eine fortschreitende Einschränkung des Gesichtsfelds bemerkbar.
    Typische frühe Symptome einer rissbedingten Netzhautablösung können sein:

    • Wahrnehmung von Blitzen
    • Wahrnehmung von schwarzen Punkten („Mouches volantes“, Russregen)
    • Wahrnehmung eines Schattens; zu Beginn meist im äusseren Gesichtsfeld, im Verlauf nach zentral zunehmend; erst wenn der Schatten das Zentrum erreicht, kommt es zu einem Verlust der Sehschärfe als Spätsymptom
    • Sehverschlechterung
  • Diagnostik

    Der Verdacht auf eine Netzhautablösung erfordert eine rasche augenärztliche Untersuchung (innerhalb 1 Tages, in Ausnahmefällen maximal 2 Tagen).
    Um die Diagnose einer Netzhautablösung zu stellen, wendet der Augenarzt verschiedene Untersuchungsmethoden an. Dies umfasst neben dem Erheben der Krankengeschichte und dem Abfragen von Risikofaktoren, die Erweiterung der Pupille und Spiegelung des Augenhintergrundes (Netzhaut). Weitere Untersuchungsmethoden wie z.B. Ultraschall, Optische Kohärenztomographie (OCT) oder Netzhautkameras unterstützen den Augenarzt bei Diagnosestellung oder Verlaufsdokumentation.

  • Behandlung

    Je nach Ausmass und Lage der Netzhautablösung kommt ein unterschiedliches Vorgehen in Frage.
    Bei kleineren Netzhautrissen oder Netzhautlöchern kann eine Laserbehandlung (Laser-Retinopexie) oder eine Kältebehandlung (Kryokoagulation) erfolgen. Durch die Behandlung wird künstlich eine Narbenbildung induziert, die die Voraussetzung für das Festwachsen der Netzhaut an der Augenwand ist. Dies funktioniert (wie beim Punktschweissen) nur, solange die Netzhaut noch Kontakt mit der darunterliegenden Schicht hat.

    Zur Behandlung einer Netzhautablösung müssen die Kräfte, die zum Einreissen der Netzhaut geführt haben, entlastet werden. Dies kann durch eine Eindellung der Augenwand durch Druck von aussen, beispielsweise mittels einer Kunststoffplombe oder eines Kunststoffbändchens um das Auge (Cerclage), erzielt werden.

    Falls dieses Vorgehen nicht ausreicht, um die Netzhaut zu stabilisieren, ist eine sogenannte Vitrektomie erforderlich. Hier wird in lokaler Betäubung oder Vollnarkose der Glaskörper hinter der Linse des Auges entfernt und das Auge am Ende des Eingriffes je nach Stabilität der Netzhaut mit Luft, Gas oder Silikonöl gefüllt.

    Bei einer serösen (wässrigen) Netzhautablösung sollte im Regelfall eine Behandlung der zugrunde liegenden Grunderkrankung (Entzündung, Tumor) zur Wiederanlage der Netzhaut führen.

  • Prophylaxe, Prognose

    Die Prognose einer Netzhautablösung hängt unter anderem von Lage, Ausmass und dem Zeitraum zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Behandlung ab. Bei kleinen, weit ausserhalb gelegenen Netzhautablösungen, welche zügig operativ versorgt werden können, ist eine gute Erholung bzw. ein Erhalt der Sehschärfe meist möglich. Falls auch die Netzhautmitte mit abgelöst sein sollte und/oder eine Behandlung sich um mehrere Tage verzögert, wird die ursprüngliche Sehfunktion meist nicht mehr erreicht. Falls eine Netzhautablösung unbehandelt bleibt, besteht ein Risiko auf eine langsame schmerzhafte Schrumpfung des Auges (Phthisis bulbi).

    Regelmässige (mindestens jährliche) augenärztliche Routinekontrollen sind insbesondere bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Netzhautablösung (z.B. Kurzsichtigkeit, Netzhautablösung am anderen Auge, Verletzungen des Auges) unerlässlich. Bei typischen Symptomen einer Netzhautablösung (siehe oben, u.a. Wahrnehmung von Blitzen, „Mouches volantes“, Schatten) sollte eine rasche augenärztliche Vorstellung (spätestens innerhalb 1-2 Tagen) erfolgen, da bei Vorliegen von Netzhautrissen oder -löchern eine sofortige Behandlung mittels Laser in einigen Fällen eine Netzhautablösung verhindern kann.

  • VERHALTEN NACH DER OPERATION

    Melden Sie sich bei auftretenden Schmerzen oder zunehmender Rötung. Ebenso wenn sich das Sehvermögen verschlechtert, Sie einen Schatten bemerken oder Blitze auftreten.

    Leichtes Kratzen, Tränen oder ein Fremdkörpergefühl am operierten Auge ist in den ersten zwei Tagen normal, auch Doppelbilder und verstärktes Blenden.

    Tagsüber ist kein Verband notwendig. Sie können das Auge nach Belieben mit einer Brille oder Sonnenbrille schützen.

    Das operierte Auge wird während einigen Wochen mit TobraDex-Augentropfen gemäss Dosierungsschema behandelt:

    TobraDex Dosierungsschema (sofern nichts anderes verordnet)
    Vor Gebrauch gut schütteln, jeweils ein Tropfen ins operierte Auge

    ca. 8 Uhr
    ca. 12 Uhr
    ca. 16 Uhr
    ca. 20 Uhr

     
    Ihr Augenarzt wird Ihnen bei der Nachkontrolle mitteilen, ab wann Sie die Tropfen reduzieren können und Sie wieder Autofahren dürfen.

    Erlaubt sind:

    • Duschen und Haare waschen, dabei das operierte Auge geschlossen halten. Es sollte keine Seife oder Shampoo in das operierte Auge gelangen.
    • Leichte Arbeiten, allgemeine Aktivitäten des täglichen Lebens, Bücken, leichte Gymnastik, Heben von Lasten bis 10kg.
    • Spaziergänge, bei Sonne können Sie die Augen mit einer Sonnenbrille schützen.
    • Fernsehen, Lesen und Schreiben soweit es Ihnen angenehm ist.

     
    Verboten sind:

    • Augenreiben, Drücken und fest Zukneifen.
    • Heben von Lasten über 10kg in der ersten Woche.
    • Arbeiten im Garten oder Stall in den ersten zwei Wochen.
    • Kraftsport in den ersten zwei Wochen, inkl. Schwimmen.
    • Autolenken bis zur Erlaubnis durch den behandelnden Augenarzt.
    • Aufenthalt in einer Höhe über 800 m.ü.M. für eine Woche.

     
    Die Nachkontrollen finden wie vereinbart statt. Üblich sind die Kontrollen 1–2 Tage und ein Monat nach der Operation bei uns, nach einer Woche durch den privaten Augenarzt.

    Die Anpassung einer neuen Brille macht meist erst nach 4–6 Wochen nach dem Eingriff Sinn. Die Zeit bis dahin kann gegebenenfalls mit provisorischen Gläsern überbrückt werden.

    Im Notfall (auch am Samstag, Sonntag und an Feiertagen) können Sie den Dienstarzt der Augenklinik unter folgender Nummer erreichen:
    031 311 12 22