Katarakt

Unter dem Begriff Grauer Star (Katarakt) versteht man eine Trübung der Augenlinse, die zu eingeschränktem Sehen und Sehstörungen führt.

  • Ursachen
    Wir untersuchen als erstes mit dem Autorefraktometer die Brechkraft und den Augendruck.

    Diese Trübung ist meist eine normale Altersveränderung der Linse, ähnlich wie die Falten in der Haut. Nur selten wird sie durch Medikamente, insbesondere Kortison, ausgelöst oder ist die Folge von Verletzungen oder Entzündungen im Auge oder allgemeiner Erkrankungen wie Rheuma oder Stoffwechselstörungen. Ohne Behandlung führt die Katarakt zu einer fortschreitenden Sehverschlechterung des betroffenen Auges, was bis zur Erblindung führen kann. Eine Vorbeugung oder medikamentöse Behandlung gibt es nicht.

  • Symptome

    Der graue Star entwickelt sich meist langsam und schmerzlos. Hinweise auf eine Katarakt sind: verminderte Sehkraft, Verschwommensehen (wie durch eine leicht verschmutzte Brille), vermehrte Blendempfindlichkeit und eventuell Doppelbilder. Ausser dem eingeschränkten Sehen verursacht die trübe Linse nur selten Schaden am Auge. Das bedeutet, dass der Zeitpunkt der Behandlung durch die Patientin / den Patienten je nach Leidensdruck und Sehbeeinträchtigung gewählt werden kann.

  • Behandlung
    Die Kunstlinsen werden nach Absprache mit dem Patienten ausgewählt.

    Die einzige Therapiemöglichkeit für die Katarakt ist ein operativer Austausch der trüben Linse gegen eine klare Kunstlinse. Es handelt sich um einen relativ kurzen Eingriff, der normalerweise ambulant und in örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Anhand der Voruntersuchungen wird die Kunstlinse so gewählt, dass nach der Operation nur schwache Brillengläser benötigt werden. Selbstverständlich wird berücksichtigt, ob der Patient/die Patientin ohne Brille danach eher für die Ferne oder eher in die Nähe scharf sehen möchte. Für die jeweils andere Distanz bleibt eine leichte Brillenkorrektur notwendig. Dabei muss die Korrektur auch so gewählt werden, dass die beiden Augen zueinander passen.

    Standardlinsen
    Als Standardlinsen werden in der Berner Augenklinik sphärische und asphärische Einstärkenlinsen verwendet, die vollumfänglich von der Grundversicherung vergütet werden. Bei einer Einstärkenlinse sehen die PatientInnen nach der Operation auf eine im Voraus mit ihnen gemeinsam festgelegte Distanz am besten.

    Im Vergleich zu einer Standardlinse ist eine asphärische Einstärkenlinse zusätzlich mit einer speziellen Oberfläche versehen. Sie verbessert das Kontrastsehen bei schlechten Lichtverhältnissen wie bei Nebel, Dämmerung und Dunkelheit (beispielsweise beim Autofahren). Zum verbesserten Schutz der Netzhaut vor schädlichen UV-Strahlen beinhaltet die asphärische Linse heute meist einen Blaulichtfilter. Die asphärische Linse wird vor allem PatientInnen mit einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) empfohlen. Der Blaulichtfilter kann helfen, Netzhautschäden wie z. B. der AMD vorzubeugen. Sie ist somit auch für jüngere PatientInnen sinnvoll. Ausserdem werden die Farben dadurch wie gewohnt etwas «wärmer» wahrgenommen als mit einer farblosen Linse.

    Zielrefraktion
    Erfahrungsgemäss wünschen sich die meisten Menschen das Sehen nach der Operation so, wie sie es sich gewohnt waren. Danach wird die sogenannte Zielrefraktion besprochen: Bei Weit- und Normalsichtigen, dass das Sehen in die Ferne am besten ist. Dann wird für kurze Entfernungen eine Brille benötigt, wie z.B. beim Lesen, Schreiben, Bildschirmarbeit und im Haushalt. Normalsichtigen PatientInnen ist die Lesebrille von der Alterssichtigkeit her bereits vertraut.

    Kurzsichtige möchten oft weiterhin ohne Brille lesen können und für die Ferne wie gewohnt eine Brille tragen, während wenige ihre Kurzsichtigkeit gleich korrigieren möchten. Unabhängig davon werden starke Fehlsichtigkeiten reduziert. Die Brillenkorrektur kann jeweils mit Einstärken- oder Gleitsichtbrillen erfolgen.

    Einige PatientInnen wünschen grösstmögliche Brillenfreiheit. Dazu kann man ein Auge in die Ferne und das andere in den Zwischenbereich fokussieren (Distanz von Computerbildschirm oder Haushaltsarbeit). Die sogenannte Monovision wird vorgängig mit Kontaktlinsen auf ihre Verträglichkeit geprüft. Nach kurzer Gewöhnungszeit fühlen sich viele damit wohl. Wenn man dies aber unangenehm findet, sollte man beide Augen gleich planen. Für das lange Lesen kleiner Schrift wird auch mit Monovision oft noch eine schwache Lesebrille benötigt.

    Premiumlinsen

    Im Vergleich zur herkömmlichen Einstärken-Intraokularlinse erlaubt die sogenannte EDOF-Intraokularlinse eine erweiterte Tiefenschärfe (EDOF = enhanced depth of focus). Dies bedeutet bei guten Lichtverhältnissen ein scharfes Sehen nicht nur in die Ferne, sondern auch in mittlerer Distanz ohne Brille. Die optischen Eigenschaften solcher Linsen führen zu einer kaum merklichen Rest-Unschärfe. Bei schwierigen Lichtverhältnissen können leichte Blendungen auftreten. Für den Nahbereich ist in der Regel weiterhin eine Lesebrille nötig.

    Kombiniert man EDOF-Linsen mit Monovision (siehe oben), erhält man mittels MonoEDOF mit beiden Augen zusammen einen sehr grossen Tiefenschärfenbereich bei guter Abbildungsqualität.

    Mittels einer torischen Kunstlinse kann eine vorbestehende Hornhautverkrümmung ausgeglichen werden, was die Sehschärfe und Bildqualität ohne Brille verbessert und die notwendige Brillenkorrektur verringert. Analog zur Einstärkenlinse wird mit der Kunstlinse das Sehen für jene Distanz, die einem am wichtigsten ist, korrigiert. Meist wird ein gutes Sehen für die Ferne bevorzugt und eine Lesebrille zur Hilfe genommen.

    Entwicklung und Herstellung solcher auf die Patientenbedürfnisse speziell angepasster Implantate verursachen hohe Kosten. Die Mehrkosten der Speziallinsen werden nicht durch die Grundversicherung gedeckt. In der Berner Augenklinik gehen wir auf die individuellen Wünsche und Gegebenheiten unserer PatientInnen gerne ein und besprechen die Möglichkeiten gemeinsam. Dabei beraten wir unsere PatientInnen zu der für ihrer Lebens- und Augensituation am besten passenden Intraokularlinse, deren Kosten, sowie die anschliessende Brillenlösung.

  • Allgemeine Probleme und Komplikationen

    Die Operation des Grauen Stars ist eine der sichersten Operationen an den Augen. Trotzdem kann es einmal Probleme bei der Operation geben. Zum Beispiel kann der Halteapparat der Linse zu instabil sein, um eine Kunstlinse aufzunehmen, oder ein kleiner Teil der Linse rutscht in den Glaskörperraum, so dass der Glaskörper entfernt werden, oder die Linse an der Iris befestigt werden muss. Das Risiko für eine Netzhautablösung ist auch nach einer unkomplizierten Kataraktoperation leicht erhöht. Die Vermessung der Augen ist sehr zuverlässig. Trotzdem kann die Brillenstärke nach der Operation je nach Trübungsgrad der Linse nur mit einer beschränkten Genauigkeit vorhergesagt werden. Nach der Operation besteht anfangs häufig eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit, und manchmal bemerkt man anfänglich leichte Licht- oder Schattenphänomene.

    In den ersten Tagen nach der Operation kann eine Hornhautschwellung oder Augendruckerhöhung auftreten, später auch eine Schwellung der Netzhautmitte (Makulaödem). Die Sehschärfe ist dadurch vorübergehend reduziert. In der Anfangszeit nach der Operation sind die Augen oft trocken, was aber mit künstlichen Tränen einfach behandelt werden kann. Nach einer gewissen Zeit tritt oft eine Trübung der Linsenkapsel auf. Dieser sogenannte Nachstar kann problem- und schmerzlos bei einer Nachkontrolle mit dem Laser behandelt werden.

    Eine Blutung, Infektion oder andere Komplikationen, die zu einem Verlust der Sehkraft oder eventuell des Auges führen können, sind extrem selten (ca. 1:3000), jedoch bei jeder Augen-Operation grundsätzlich möglich.

  • Abklärung
    Mittels dem Phoropter können wir den aktuellen Visus des Patienten genau bestimmen.

    Die Abklärung und Behandlung eines grauen Stars erfolgt bei uns auf ärztliche Zuweisung hin, am besten durch Ihren Augenarzt, der auch die Nachbetreuung übernehmen kann. Nachdem ein Überweisungsschreiben bei uns vorliegt, bieten wir den Patienten für eine ambulante Untersuchung in unsere Sprechstunde auf. Für eine möglichst hohe Messgenauigkeit sollten weiche Kontaktlinsen mindestens 2-3 Tage, und harte Kontaktlinsen mindestens 1-2 Wochen oder etwas länger nicht getragen werden.
    Bildunterschrift: Mittels dem Phoropter können wir den aktuellen Visus des Patienten genau bestimmen.

  • Am Operationstag

    Beim Eintritt zur vereinbarten Zeit wird man Sie über den weiteren Ablauf informieren. Vor der Operation findet ein Gespräch mit dem Narkosearzt statt, um mögliche Risiken zu erkennen. Er entscheidet mit Ihnen über die Gabe eines Entspannungs- und Beruhigungsmittels. Für die Operation wird das zu operierende Auge vorbereitet mit Augentropfen, die die Pupille erweitern und das Auge schmerz-unempfindlich machen. Zum Eingriff bleiben Sie in Ihren Kleidern und erhalten darüber den Schutz, der für die Sterilität im Operationsbereich erforderlich ist.

    Die für Sie zuständige Betreuungsperson begleitet Sie in den Operationsraum, wo Sie auf einer Liege Platz nehmen. Das Operationsteam ist Ihnen behilflich bei der richtigen Lagerung. Sie werden mit sterilen Tüchern abgedeckt. Es folgt das Desinfizieren der Augenumgebung, das Einsetzen eines Lidsperrers und die Desinfektion des Auges. Der Eingriff unter dem Operationsmikroskop wird so schonend wie möglich durchgeführt. Durch einen kleinen Schnitt wird die trübe Linse verflüssigt und abgesaugt, danach die neue Kunstlinse eingefügt und positioniert. Durch den natürlichen Augendruck verschliesst sich der Schnitt üblicherweise von selbst. Manchmal wird ein Verband für kurze Zeit angelegt.

    Nach dem Eingriff erholen Sie sich während ca. 30 Minuten bei uns. Sie erhalten bei uns eine kleine Stärkung. Wenn Sie sich danach gut genug fühlen, wird ein allfälliger Verband entfernt, Sie erhalten nochmals Tropfen und können die Klinik verlassen. Für den Heimweg bitten wir Sie, eine Begleitung oder Transportdienst zu organisieren.

  • Verhalten nach der Operation

    Melden Sie sich bei auftretenden Schmerzen oder zunehmender Rötung. Ebenso wenn sich das Sehvermögen verschlechtert, Sie einen Schatten bemerken oder Blitze auftreten.

    Leichtes Kratzen, Tränen oder ein Fremdkörpergefühl am operierten Auge ist in den ersten zwei Tagen normal, auch Doppelbilder und verstärktes Blenden. Für einige Zeit ist eine verstärkte Augentrockenheit üblich.

    Ein Verband ist nicht notwendig. Sie können das Auge nach Belieben mit einer Brille oder Sonnenbrille schützen.

    Das operierte Auge wird während einigen Wochen mit TobraDex-Augentropfen gemäss Dosierungsschema behandelt:

    TobraDex Dosierungsschema (sofern nichts anderes verordnet)
    Vor Gebrauch gut schütteln, jeweils ein Tropfen ins operierte Auge

    ca. 8 Uhr
    ca. 12 Uhr
    ca. 16 Uhr
    ca. 20 Uhr


    Bei Brennen oder Kratzen und vor dem Schlafen gehen Liposic Augengel ins operierte Auge (mindestens 5 Minuten nach TobraDex Augentropen). Ihr Augenarzt wird Ihnen bei der Nachkontrolle mitteilen, ab wann Sie die Tropfen reduzieren können und Sie wieder Autofahren dürfen.

    Erlaubt sind:

    • Duschen und Haare waschen, dabei das operierte Auge geschlossen halten. Es sollte keine Seife oder Shampoo in das operierte Auge gelangen.
    • Leichte Arbeiten, allgemeine Aktivitäten des täglichen Lebens, Bücken, leichte Gymnastik, Heben von Lasten bis 10kg.
    • Spaziergänge, bei Sonne können Sie die Augen mit einer Sonnenbrille schützen.
    • Fernsehen, Lesen und Schreiben soweit es Ihnen angenehm ist.

    Verboten sind:

    • Augenreiben, Drücken und fest Zukneifen.
    • Heben von Lasten über 10kg in der ersten Woche.
    • Arbeiten im Garten oder Stall in den ersten zwei Wochen.
    • Schwimmen oder Saunabesuche in den ersten zwei Wochen.
    • Kraftsport in den ersten zwei Wochen, inkl. Schwimmen.
    • Autolenken bis zur Erlaubnis durch den behandelnden Augenarzt.

    Die Nachkontrollen finden wie vereinbart statt. Üblich sind die Kontrollen 1–3 Tage nach der Operation, nach einer Woche und einem Monat. Diese und weitere notwendige Untersuchungen können durch den zuweisenden Augenarzt vorgenommen werden.

    Die Anpassung einer neuen Brille macht meist erst nach 2–4 Wochen nach dem Eingriff Sinn. Die Zeit bis dahin kann gegebenenfalls mit provisorischen Brillengläsern überbrückt werden.

    Im Notfall (auch am Samstag, Sonntag und an Feiertagen) können Sie den Dienstarzt der Augenklinik unter folgender Nummer erreichen:

    031 311 12 22